Dienstag, 11. Februar 2014

18.12.13 Bad Goisern zu Besuch im Naturhistorischen Museum Wien

Die Grundlagen musealer Arbeit sind neben der Vermittlung von Wissen auch Sammeln, Forschen und Bewahren. Im Naturhistorischen Museum Wien hatten die SchülerInnen der Welterbe-Mittelschule Bad Goisern die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen eines der größten Museen Europas zu werfen. Nachdem sie die Schausammlung besucht hatten, besichtigten sie die weitläufigen unterirdischen Depots des Hauses, in denen auch die kostbaren Objekte aus dem Hallstätter Bergwerk unter besonderen klimatischen Bedingungen sicher verwahrt werden. Alleine die Prähistorische Abteilung hat in diesen Depots über eine halbe Million Einzelobjekte eingelagert.
Die SchülerInnen konnten hier außerdem den Forschern bei der Dokumentation der Hallstätter Stiege zusehen, welche nach dem Abbau im Bergwerk nochmals im Naturhistorischen Museum untersucht wurde. Auch wo und wie die vielen tausend Holzfunde aus Hallstatt im Depot lagern, wurde den Schülern gezeigt. Außerdem konnten sie die originalen Werkzeugfunde anschauen, die als Vorlage für jene Werkzeuge dienten, mit denen die Experimente im Projekt Holz für Salz durchgeführt werden.
Nach der Besichtigung der Depots ging es in einige der ausgedehnten Forschungseinrichtungen, über die jede Abteilung des Naturhistorischen Museums verfügt. Hinter vielen der großen verschlossenen Türen in den Schausälen verbergen sich – vor den Blicken der Besucher meist verborgen - zahlreiche Bibliotheken, Labors, Restaurier- oder Präparierwerkstätten. In der Anthropologischen Abteilung zeigte Doris Pany-Kucera, die die Knochen aus dem Hallstätter Gräberfeld untersucht hatte, woran man sieht, dass diese Menschen körperlich schwer gearbeitet haben. Auch woran man Geschlecht und Alter der Verstorbenen erkennen kann, erklärte sie den SchülerInnen.

(Von Hans Reschreiter)




(Fotos von Andreas W. Rausch)

Eine Weihnachtsüberraschung 


Eine einzigartige Weihnachtsüberraschung bereitete Herr Magister Hans Reschreiter den 40 Mädchen und Jungen der 3. Klassen der Welterbe-Mittelschule Bad Goisern: Er lud sie zu einer Spezialführung in das Naturhistorische Museum nach Wien ein.

Um 7.20 Uhr ging es mit dem Zug von Bad Goisern los. Eine so lange Bahnfahrt hatten bis dahin nur wenige Jugendliche genießen dürfen. Umsteigen in Attnang Puchheim und schon ging es auf der Westbahnstrecke dem Westbahnhof entgegen. Da staunten die Kids, welch internationales Essensangebot es da gab.

Nachdem Herr Reschreiter, unser wissenschaftlicher Projektpartner von „SparklingScience“, uns herzlich begrüßt und die U-Bahn-Karten überreicht hatte, fuhren wir mit der U3 zum Stephansplatz. Durch die dichten Menschenmengen bummelten wir den Graben und die Wollzeile entlang, durch das Michaelertor und die Burg, über den Heldenplatz, wo sich die Teilnehmer einer Demonstration sammelten. Über den bereits gesperrten Ring kamen wir zum Naturhistorischen Museum, wo uns Herr Magister Reschreiter wieder in Empfang nahm.

Er erklärte uns während einer Privatführung, dass die beiden großen Museen vor 125 Jahren gegründet wurden, weil man nicht mehr wusste, wohin man die Geschenke des Kaisers bringen sollte. Daher stellte man sie den Untertanen zur Besichtigung zur Verfügung und trat in einen internationalen Wettstreit mit anderen Herrscherhäusern, wer die schönsten und wertvollsten Ausstellungsobjekte hätte.

Zuerst bummelten wir durch die zoologische Abteilung, die sämtliche Jugendliche wegen ihrer Vielfalt und Größe aus dem Häuschen brachte. Anschließend bogen wir in die „Unterwelt“ ab, wo wir die AssistentInnen beim Fotografieren der in Hallstatt gefundenen Holzstiege beobachten durften. Anschließend ging es in das Depot, wo wir mit großer Ehrfurcht erfüllt wurden. Denn dort erfuhren wir, dass die zunächst undefinierbaren Lederflecken die ersten und praktischsten Arbeitshandschuhe der Welt waren. Ganz einfach herzustellen, einfach aus einem runden Lederfleck, in den 10 Ritzen geschnitten wurden. Sofort zu verwenden und gut zu entsorgen.

Einen prähistorischen Tragkorb, der sogar noch uralte Schmutzreste aufwies, ein Ziegenfellschlauch, Gewebereste von prähistorischer Kleidung, Schmuck, Seilreste und unendlich viel mehr sahen wir. Auch über die komplizierte Lagerung, mit stabiler Temperatur und Luftfeuchtigkeit wurden wir aufgeklärt.

Andere WissenschaftlerInnen erklärten uns die Kartografie des Salzberghochtales und die Obduktion der Skelette, die auch mit anderen Skeletten verglichen werden. Kurzum –das NHM hat so viele Totenschädel, dass es als der zweitgrößte Friedhof Wiens gilt. Wir sahen die umfangreiche Bibliothek, die ständig neue Erkenntnisse bereit hält, welche man in die aktuellen Forschungen integrieren muss, und durften sogar dorthin, wo sonst niemand hin darf: auf das Dach des NHMs!

Von dort hatten wir einen prachtvollen Ausblick auf die herrlichen Ringstraßengebäude, die mit Bussen zugeparkte Ringstraße, die 40 000 Demonstranten und auf den Weihnachtsmarkt, welcher zwischen den beiden Museen aufgebaut ist.

Mit kleinen, meist selbst gemachten Aufmerksamkeiten bedankten wir uns alle sehr herzlich für diesen wunderbaren Ausflug nach Wien und die Zeit, die wir mit dieser speziellen Führung im NHM verbringen durften. Der Besuch des Christkindlmarktes schloss den besonderen Tag ab, welcher nach einer weiteren U-Bahn- und Bahnfahrt um 20.32 Uhr in Bad Goisern endete.

Ich habe die Kinder am nächsten Tag in der Schule über ihre Eindrücke sprechen lassen und der Satz von Richard fasst, glaube ich, alles sehr eindrucksvoll zusammen: „ Ich freue mich, in einem so tollen Museum sein zu dürfen.“


(von Barbara Schiefermayer, Lehrerin Welterbe-Mittelschule Bad Goisern)

2.10.13 Zweites Experiment zu Transportspuren gemeinsam mit SchülerInnen aus Bad Goisern

Da die ersten Versuche der SchülerInnen der Welterbe-Mittelschule Bad Goisern im Mai die Vermutungen der WissenschaftlerInnen zum Transport der Hölzer nicht hatten bestätigen können, wurden im Oktober weitere Experimente gemacht. Bei den Originalhölzern aus dem Bergwerk fehlt an den Unterseiten üblicherweise die Rinde. Sie sind insgesamt zwar recht gleichmäßig abgeschabt, an jeweils einem Ende allerdings sind die alten Hölzer stets stark beschädigt. Kalksteine, wie sie nur an der Oberfläche, nicht aber im Bergwerk vorkommen, finden sich in dem stark zerfaserten Holz.
Die Schüler untersuchten nun in einem neuen, gemeinsam mit den WissneschaftlerInnen entwickelten Experiment, ob sich diese Spuren durch aufgeschüttete „Bremshügel“ erklären lassen. 

Nach dem Fällen wurden in die Baumstämme zunächst Kufen eingeschlagen. Dann wurden sie den Berg hinunter gezogen. Damit die Bäume dabei aber nicht unkontrolliert hinabstürzten, wurden sie immer wieder in aufgeschüttete Erdhügel hinein gelenkt. Die so erzeugten Spuren entsprechen zwar ebenfalls nicht exakt den Originalfunden, aber sie sind ihnen schon recht ähnlich.
 

(Von Hans Reschreiter)



(Fotos von Nina Zangerl und Anke Bacher)