Freitag, 28. November 2014

18.09.2014 Experimentelle Archäologie im Lehrforst der HLFS Bruck/Mur

Und wieder einmal hieß es „Timber!“ – Holzfällen wie in der Bronzezeit. Gemeinsam mit Schülern der HLFS Bruck/Mur wurde abermals prähistorischen Arbeitsabläufen rund um den Rohstoff Holz auf experimentalarchäologischem Weg auf den Grund gegangen. Nach einer kurzen Vorbesprechung, in der von Hans Reschreiter, Doris Pany und Michael Grabner nochmals zusammengefasst wurde, was wir bislang wissen, flogen im Lehrforst Bruck auch schon die Hackscharten. Anstatt wie für gewöhnlich mit der Motorsäge, gingen die Schüler mit Bronzebeilen ausgestattet daran, mehrere Bäume zu fällen. Doch nicht nur bei der Auswahl des Werkzeugs, sondern auch hinsichtlich der Fälltechnik orientierten wir uns an archäologischen Vorbildern. Akribisch wurden während des Experimentes Daten gesammelt, die in eine statistische Auswertung der Arbeitsprozesse einbezogen werden. Um darüber hinaus die Bewegungsabläufe detailliert zu erfassen und diese später in Simulationen einbauen zu können, brachten zwei Mitarbeiter von 7reasons High-Tech in den Lehrforst. Mit einem Motion-Capture-Anzug wurden die Bewegungen der Schüler aufgezeichnet und direkt vor Ort im digitalen Modell visualisiert. Die so gewonnenen Daten tragen wesentlich zur anthropologischen Auswertungen bei. Sie können für bestimmte Bewegungsabläufe spezifische Belastungszonen im Körper aufzeigen und auf diese Weise als Vergleichsbasis für Untersuchungen an prähistorischen menschlichen Knochen dienen.



Doch mit dem Fällen der Bäume war erst ein Teil unserer geplanten Experimente abgeschlossen. Wir glauben, dass die an den prähistorischen Hölzern festgestellten Spuren meistens beim Fördern der Stämme entstanden sind und so gingen wir daran, die Bloche (das ist der in Österreich gebräuchliche Fachbegriff für Rundhölzer) auf unterschiedlichste Arten aus dem Wald zu transportieren. Aufbauend auf die Ergebnisse, die bei den Experimenten im Hallstätter Hochtal gemeinsam mit Lukas Bischof erreicht werden konnten, wurden weitere Versuchsreihen angestellt. Einen wesentlichen Teil stellte natürlich das Ziehen über eine längere Strecke dar. Hierbei beschäftigten wir uns besonders mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der Befestigungen der Zugvorrichtung sowie mit den verschiedenen möglichen Untergründen. Die starken Abnützungsspuren an den Kufen der prähistorischen Hölzer versuchten wir mit Bremshaufen am Ende von kürzeren Rutschphasen an unseren Stämmen zu erzeugen. Durch eingehende Diskussionen in den Arbeitsgruppen wurden mehrere Möglichkeiten der Entstehung der Abnutzungspuren an den Hölzern aufgezeigt und daraufhin in der Praxis erprobt. Nach einigen Stunden des Experimentierens konnten manche der Theorien ausgeschlossen, andere den plausiblen Möglichkeiten hinzugefügt werden. Sichtlich erschöpft, aber um zahlreiche Ideen für weitere Experimente reicher, verließen wir am Abend den Lehrforst. Wir sind jetzt schon schon gespannt und freuen uns auf weitere Versuche unter Einbeziehung der gewonnen Erkenntnisse.
(Von Daniel Brandner)

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Aus dem Wald ins Bergwerk

Nach dem Fällen muss zunächst
eine Kufe herausgearbeitet werden
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Das Grübeln über widersprüchliche Abnutzungsspuren auf bronzezeitlichen Grubenhölzern macht Schule und wird nun sogar zum Thema einer Abschlussarbeit. Lukas Bischof, Schüler an der HLFS Bruck/Mur, beschäftigt sich im Rahmen seiner Maturaarbeit mit dieser Problematik und möchte aufbauend auf die im Rahmen des Sparkling Science Projektes „Holz für Salz“ bisher durchgeführten Experimente weitere Versuchsreihen zum Verständnis bestimmter Praktiken der bronzezeitlichen Holzbringung durchführen.

Vorrangig sollen die Entstehung bestimmter Abnutzungsspuren an den bronzezeitlichen Grubenhölzern über Experimente nachempfunden und Erklärungsmodelle erstellt werden. 
Originalholz aus dem bronzezeitlichen Bergwerk in Hallstatt mit charakteristischen Abnützungsspuren der Holzbringung.
Eine Woche lang besuchte uns Lukas im Archäologischen Zentrum Hallstatt und konnte unter idealen Voraussetzungen Daten für seine Arbeit sammeln. Gemeinsam wurden die archäologischen Grundlagen erarbeitet um schließlich Aufbau und Durchführung der Experimente planen zu können. Die erste Versuchsreihe beschäftigte sich mit dem Ziehen der Stämme und den dadurch entstehenden Schleifspuren an der Unterseite.
Um die Hölzer kraftsparend über mehrere hundert Meter
ziehen zu können,
installierten wir eine Seilwinde im Wald.
 




Der zweite Teil konzentrierte sich auf die starke Bestoßung der Stämme im vorderen Bereich. In beiden Fällen konnten vorzeigbare Ergebnisse erreicht werden, auf deren Grundlage in gemeinsamer Diskussion Erklärungsmodelle erarbeitet wurden. Wir sind gespannt auf die Auswertung der Experimente und weitere Gedanken zur bronzezeitlichen Holzbringung aus der Feder eines angehenden Försters
Für den zweiten Teil des Experimentes wurde
ein Bremshaufen aus Schotter aufgeschüttet.
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Freitag, 24. Oktober 2014

30.07.14 Beprobung von Wiedenholz aus der Bronzezeit

Im Archiv des Naturhistorischen Museums
wird eine Lade nach der anderen
durchgesehen.
Die Holzverwendung und – bereitstellung im prähistorischen Bergbau in Hallstatt wirft noch zahlreiche Fragen auf. In den letzten beiden Wochen haben wir von der Arbeitsgruppe Jahrringanalyse der BOKU Wien daran gearbeitet einen weiteren kleinen Puzzlestein zum Verständnis dieser Fragestellungen hinzuzufügen. Statt in der Sonne zu liegen haben wir viele Stunden mit Wollpullover und Beprobungsequipment bewaffnet im kühlen Tiefspeicher des Naturhistorischen Museums verbracht und die zahlreichen Regale und Laden durchkämmt, in denen die in Hallstatt gefundenen bronzezeitlichen Holzobjekte verwahrt werden. 


Mit einem Hohlbohrer entnehmen die Studierenden von der
BOKU Proben aus den bronzezeitlichen Holzfunden.
Mit Hilfe eines Mikroskops lässt sich die Holzart der
Funde aus dem Hallstätter Salzberg bestimmen.
Ein Thema hat uns dabei ganz besonders interessiert: Wie hat der Transport des Holzes aus dem Wald zu seinem Einsatzort funktioniert?
Mögliche Antworten auf diese Frage haben wir in den zahlreich gefundenen Wieden, einer Art einfacher Seile aus Ästen, gesucht. Solche Wieden, mit Holzkeilen im zu transportierenden Holz befestigt, haben nämlich auch Jahrhunderte später noch große Bedeutung für den Holztransport gehabt.

Wir haben kleine Bohrkerne aus den beprobbaren Wieden entnommen, in weiterer Folge werden wir aus diesen Mikroschnitte herstellen und können dann unter dem Mikroskop (durch Unterschiede in der Holzanatomie) die Holzart bestimmen. Viele Eigenschaften wie zum Beispiel Bearbeitbarkeit, Elastizität, Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Holzes hängen von der verwendeten Holzart ab. Schon frühere Untersuchungen an in Hallstatt gefundenen Holzobjekten haben gezeigt, dass verschiedene Holzarten gezielt für bestimmte Einsatzzwecke verwendet wurden. Insofern ist es für uns auch hier interessant, ob für Wieden gezielt spezielle Hölzer ausgesucht oder willkürlich verfügbare Äste verwendet wurden, ob diese im Hallstätter Hochtal gewachsen sind oder von woanders „importiert“ werden mussten. Wir können auch mithilfe der auf den Bohrkernen sichtbaren Jahrringe schätzen, zu welcher Jahreszeit die Äste geerntet und zu Wieden verarbeitet wurden und sind schon sehr auf die Ergebnisse dieser Untersuchung und auf den Vergleich mit schon verfügbaren Informationen zu den mithilfe der Wieden transportierten Grubenhölzern gespannt.
Bronzezeitliches Holz aus Hallstatt unter dem
Mikroskop.

Auch bei den zu den Wieden gehörigen Keilen haben wir die Holzart bestimmt. Hier konnten wir allerdings meist auf die Entnahme eines Bohrkerns verzichten und zerstörungsfrei makroskopisch, also nur unter Zuhilfenahme einer Lupe und ohne die Verwendung eines Mikroskops, arbeiten.


Die nächsten Tage werden wir also noch hinter einem Mikroskop verbringen, dann freuen wir uns aber schon sehr neue Ergebnisse zum Projekt „Holz für Salz“ beisteuern zu können.




(Von Konrad Mayer und Elisabeth Wächter)

Freitag, 4. Juli 2014

3.6.14 Besuch der HLFS Bruck/Mur im NHM Wien und in der BOKU Tulln

Am Donnerstag, den 3. Juli 2014, besuchten die 27 SchülerInnen der HLFS Bruck an der Mur, die am Sparkling Science-Projekt mitwirken, das Naturhistorische Museum in Wien. Nach einer Einführung in die Grundlagen musealer Tätigkeit, konnten sie sich in Haus selbst ein Bild davon verschaffen, wie vielfältig die Aufgaben eines Museums sind. Die SchülerInnen besichtigten die Restaurierwerkstätten, wurden über den Prozess der Inventarisierung und die Organisation eines großen Depots informiert. Auch in Archiven und Bibliotheken, in denen die wissenschaftliche Aufarbeitung der Funde aus dem Hallstätter Salzberg stattfindet, konnten sie sich umsehen. 

In der Anthropologischen Abteilung erklärte ihnen Doris Pany-Kucera, welche Spuren ständig wiederholte Bewegungsabläufe der Hallstätter Bergleute an deren Skeletten hinterlassen haben. Philipp Pichler vom Institut für Analysis und Scientific Computing der Technischen Universität Wien, bereitete die SchülerInnen auf den nächsten Projekttag vor. An diesem sollen die bereits vorliegenden Simulationen der Bewegungsabläufe der Hallstätter Bergleute durch die Gewinnung neuer Daten verfeinert werden.


Anschließend fuhren die SchülerInnen ins nahegelegene Tulln (NÖ) zum Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur Wien. Dr. Michael Grabner und sein Team führten sie in die Holzforschung und Dendrochronologie ein und gaben der SchülerInnen einen Überblick zur historischen Holzverwendung.

(Von Hans Reschreiter)

 
(Fotos von A. W. Rausch)